(So wird's zwar auch im Artikel angedeutet, aber nicht in der Überschrift verwendet! :>). Hier in der Stadt (auf'm Land bei den anderen Freiwilligen ist das wohl öfter auch mal anders) sieht man naemlich garnicht soo viel von dem richtigen Elend, dass Menschen zur Verzweiflung bringt. Die Armut - natuerlich - sieht man hier ueberall. Auch, dass Menschen oft hungern - wenn auch nicht verhungern - muessen. Aber richtiges "Elend", so wie ich es auffasse bzw. wie es Wikipedia definiert (siehe Zitat), hab' ich persoenlich noch kaum auf den Philippinen gesehen.
"Der Begriff Elend stammt aus dem mittelhochdeutschen Ellende, was für Wüstenei oder herrenlose Wildnis steht. Elend beschreibt einen Zustand von Armut oder Hilflosigkeit, ursprünglich gekoppelt mit der Zusatzbedeutung Vereinsamung oder Ausgestoßenheit. Elend wird sowohl als Adjektiv als auch als Substantiv genutzt und beschreibt in allen Formen den schlechtest denkbaren Zustand.Das koennte zum grossen Teil daran liegen, dass die Familie in vielen Faellen (jedenfalls in fast allen Faellen, von denen ich gehoert habe) einen ziemlich hohen Stellenwert hat. Die ist hier, so scheint's mir manchmal, immer in den Koepfen present und untrennbar mit einer Person verbunden. Dazu weiss die Familie immer, was wo mit wem und warum los ist und hat bei jeder Entscheidung Mitspracherecht. Ist also ziemlich oft wesentlich radikaler, als bei uns. Erinnert mich so 'n bisschen an Russland :D
Im Rahmen psychischer Erkrankungen stellt Elend ein „tiefes Unwohlsein mit einer Art genereller, schwer beschreibbarer Übelkeit¨ [1] dar, der Patient fühlt sich wie zerschlagen, oft schwer depressiv und antriebslos, krank.
Im Bereich der körperlichen Krankheitsbilder beschreibt Elend keine präzise Diagnose, sondern zuerst ein subjektives Gefühl. Der Patient fühlt sich elend, zum Beispiel nach einer Fischvergiftung, nach Durchnässung mit Fieberschüben, nach mehrfachem Erbrechen, dauerhaftem Durchfall oder in Folge einer andauernden Migräne. Dieses Gefühl wird auch beschrieben als niedergedrückt, gefühllos, passiv und unruhig, pessimistisch, interesselos und zu schwach, um sich aufzuraffen und Entscheidungen zu treffen.
Im sozialen Bereich beschreibt der Begriff Elend schlechte Lebens- und Wohnverhältnisse, Obdachlosigkeit, dramatische Armut, Hunger und begleitende Krankheit. Elend bedeutet einerseits Mangel an Ressourcen, Fremdhilfe und Selbstfürsorge, andererseits aber auch das Vorhandensein widriger Umstände, wie Krieg, Korruption, Unterdrückung, Verwahrlosung, Ungeziefer oder Bedrohung durch Seuchen."
Das die Familie einem immer auf Schritt und Tritt folgt, hat so nebenbei nicht nur die positiven (wenig Einsamkeit, Hilfe im Notfall, ...), sondern auch 'n paar von manchen als negativ empfundene Auswirkungen (kaum Privatsphaere, Vetternwirtschaft, Unterdrueckung, wenig Entscheidungsfreiheit, ...).
Wie auch immer: auch wenn der Lebensstandart relativ niedrig ist, sind die Leute, die mir fuer gewoehnlich ueber den Weg laufen, ganz froehlich. Sie scheinen ziemlich gut damit klarzukommen.
Kann mir sehr gut vorstellen, dass es in so manchen anderen/afrikanischen/kriegsgebeutelten Laendern wesentlich schwerer ist, ungewollte, sehr anstrengende Seiten des Lebens zu ueberbruecken und das alltaegliche Leben zu geniessen.
Ja ... und zum Thema 'Anstrengend": Am Samstag hab' ich bei dem laengsten Adventure-Race (fuer Mami, Papi und andere Englisch-Krueppel: 'nem sehr, sehr anstrengend Rennen :D) der Philippinen mitgemacht. Unser Team, bestehend aus Ivy, Noelle ('n Kerl) und mir, wurde 15 von 35. Wir kamen nach (... wartet ... 9 uhr morgens, 23:30 abends ...) 14,5 Stunden am Ziel an und waren ziemlich fertig. Die Gewinner kamen schon um 9:30 oder so an, die Spaetesten waren um 2 Uhr morgens im Bukid - der Kletterhalle, die der letzte Checkpoint und damit das Ziel war.
Das Rennen bestand aus ueber 5 km Schwimmstrecke, Navigation, Orientierung, Pedicab fahren (das is das Fahrrad mit 'nem Passagierwagen nebendran),

Eine Regel war: Alles, was man an Gepaeck mitgenommen hat, musste man auch ins Ziel bringen. D.h.: Kleidung, Essen, Geld, Navigations-Zeug, Rucksaecke und der Rest musste auch mit ins Wasser (vorher irgendwie in Plastiktueten stecken, damit der ganze Scheiss nicht nass wurde).
Und um nochmal kurz anzugeben: Die erste Schwimmstrecke habe ich als Allererster von allen bewaeltigt :D Waren so um die 2 km. Weil meine Teammates aber so lahmarschig waren (was moeglicherweise daran liegen koennte, dass Ivy nicht richtig schwimmen kann und erst vor 2 Monaten angefangen hat, es zu lernen ...) bin ich nochmal zurueckgeschwommen und habe sie am Seil an den Strand gezerrt.
Das Pedicab-Fahren war auch 'ne sehr spannende Erfahrung. Mit 'nem ueberbreiten Fahrrad, das einen sehr starken Rechtslauf hat, durch den philippinischen Verkehr zu duesen - das gibt dir einfach DEN Adrenalinkick :D Wir wurden fast ueberfahren, weil Ivy mir ins Lenkrad gegriffen hat, um mir zu zeigen, dass rechts in 2 metern Entfernung der Buergersteig auf mich wartet. Leider hat sie den Blick nach hinten vergessen -.-
Die Preisverleihung und Siegerehrung am naechsten Tag war auch sauwitzig. Ich als Deutscher habe selbstverstaendlich Privilegien geniessen duerfen, was die Aufmerksamkeit anderer angeht :> Sogar 'nen Kuss von Theo hab ich bekommen. Sau suess :)
Daneben gibt es wie immer 'n paar Gedanken von Alex, diesmal so 'n bisschen auf den Anfang bezogen:
Ich habe vor Kurzem meine bisherige Zeit auf den Philippinen reflektiert und musste mir dabei irgendwie zwangsläufig die Frage stellen, ob der Autor der Süddeutschen mit seinem Text bezueglich des Egotrips nicht doch recht hatte. Und ich muss fuer mich persoenlich sagen: das hatte er in vielen Punkten. Zwar halte ich das Programm nicht fuer so sinnlos und kontraproduktiv, wie er es versucht darzustellen; aber zu einem grossen Teil ist die Reise, auf der wir alle ja fuer uns persoenlich lernen und selber die verschiedensten Erfahrungen sammeln wollen, auf jeden Fall 'n Egotrip (jetzt mal abgesehen von den gemeinnuetzigen Wirkungen, die weltwaerts-Freiwillige auf die Gesellschaft haben koennten. Auch wenn diese sehr vielen Freiwilligen als Motivation gedient haben). Das es so 'n Egotrip ist, liegt in der Natur des weltwaerts-Programms. Es ist eben ein Lernprogramm - kein typisches "Ich gehe helfen, obwohl ich unqualifiziert bin"-Programm. Ich halte es fuer stark verbesserungsfaehig und in manchen Regionen mehr als nutzlos - aber wie missvestaendlich mit so einer simplen Sache wie dem Ziel des Programms teilweise umgegangen wird, ist trotzdem noch ein wenig laecherlich.
Jedenfalls: Froh darueber, dass ich meinem Egoismus (der wohl staerker ausgepraegt ist als bei anderen :D) seinen Lauf gelassen und mich fuer das Jahr auf den Philippinen beworben habe, bin ich auf jeden Fall :)
Guter Bericht, Alex. Geiles Rennen (ich hatte Ivy ja nicht geglaubt, als ich Start-und Endzeit gehört hatte^^) und weise Worte zu unserem "Egotrip". Der- ganz am Rande- manchmal auch richtig gut fürs Ego ist ;)
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