Da bin ich wieder. Zurueck in meinem modernisierten NERBAC-Office neben den ganzen modernisierten Filipino-Gesichtern. Hat sich cool angefuehlt, nach nem 3-woechigen Urlaub in Malaysia und Thailand wieder auf die Philippinen zu fliegen. Erst nach Manila, dann nach Tacloban - und das Erste, was ich Zuhause erlebe, ist natuerlich n Conductor (der Kerl im Jeepney, der das Geld einsammelt), der mir das richtige Wechselgeld erst geben will, nachdem ich ihn 3 Mal danach frage und auf dem Jeep stehenbleibe, obwohl wir an der Cocacola-Crossing stehen und er mich aussteigen sehen will. 2 Pesos und n paar grinsende Filipinos waren's mir wert :)
Fast 3 Wochen zurueckgespult (vom 6. Juli) sah das Ganze so aus:
Mit meinem halb verotteten Schlafsack, ner Tauchmaske inklusive Schnorchel, meinen Kletterschuhen, nem wasserfester Rucksack und n paar Kleidern im Backpack und 16.000 Pesos (das Equivalent zu ungefaehr 270-280 Euro) im Portemonnaie hab ich mich einsam und allein auf den Weg in ein fremdes Land gemacht. Von Tacloban ueber Manila nach Kuala Lumpur - Malaysia.
Nach nem kurzen Besuch im DED-Buero, der PowerUp-Kletterhalle und Mathis in Manila und nem Abend im Hotelzimmer des ausheilenden, nun einbeinigen Wojtek ging mein Flug irgendwannmal in den Morgenstunden des 17. Juni. Ich wussts da noch nicht, aber dieser Abend sollte fuer die naechsten Wochen der Letzte gewesen sein, an dem ich komplett satt einschlafen sollte.
Nach einigen letzten Diskussionen mit irgendwelchen geizigen Filipinos, die jeden Weissen wie nen ATM behandeln (was fuer ein kleiner Sparfuchs ich doch bin :D), konnte ich endlich ruhig und zufrieden ins Flugzeug steigen - in der Hoffnung, in den 3 folgenden Wochen nur selten ueber Menschen zu stolpern, die mir einen grossen Teil meines hart erarbeiteten Geldes mit nur geringer Gegenleistung aus der Tasche locken wollen.
Mein Urlaub war n bisschen anders als das, was normale Menschen unter Urlaub verstehen. Bei mir war mehr Masochismus im Spiel.
Die ersten 3 Tagen hab ich in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, und Melaka, einer fuer ihre Historie bekannten Stadt, verbracht. Groesstenteils mit Laufen unter der schoenen Sonne mit meinem 10-15 kg Backpack auf den Schultern. War ziemlich schoen, wenn auch anstrengend. Die Tage waren gepraegt von krass geilem Essen, viel kulturellem Zeug und Geschichte in Museen, nem Dragonboat-Race, Couchsurfing bei irgendwelchen malayischen Chinesen, einer Kletterhalle, und anderem Krams den Staedte einem so bieten.
Dann ging's los. Ab in den aeltesten Urwald der Welt - Taman Negara. Am ersten Abend, kurz nach der Ankunft, ging's auf die erste Wanderung. 3 Stunden auf schoenen Wegen durch den Urwald, ganz alleine (weil so spaet und langsam dunkel), neben ziemlich laut grunzenden Wildschwein-Familien, Hunden und Eichhoernchen. Die Geraeuschkulisse im dunkel-werdenden Urwald war richtig krass. Und ohne Taschenlampe den richtigen Weg zu finden, auch.
Die naechsten 2 Tage bin ich, wenn mans aufsummiert, fast 50 km gelaufen. Hoch und runter, ueber provisorische Bruecken, durch Fluesse und auf ziemlich schlammigem Untergrund wurde der Urwald erkundet. Dabei hab ich auch hin und wieder mal lustige Menschen getroffen - nen Franzosen zum Beispiel, der so ne Scheisse des Oefteren macht und sich darum bisschen mit Jungle-internem Zeug wie Spurenlesen, Pflanzen und sowas ausgekannt hat.
Die eindeutig ueberwiegenden Tierarten waren Ameisen, Blutegel und Mosquitos. War sehr angenehm, von nem halben Ameisenvolk gebissen zu werden, waehrend man sich von 15 Blutegeln befreit und von Mosquitos gestochen wird, nachdem man 30 Kilometer durch den Urwald gerannt ist und fuer 14 Stunden nichts gegessen hat. Sollte jeder mal erlebt haben.
Man sollte aber nicht versuchen, des Blickes wegen auf nen sehr alt aussehenden Baum zu klettern, ohne vorher nachzugucken, ob sich ein Bienennest darauf befindet. Gluecklicheweise sind mir nur die nicht-stechenden Bienen entgegengekommen. Leider zu Tausenden.
Ne Hoehlentour mit nem schweizer Paerchen und sehr vielen Fledermaeusen, das Schwimmen im braunen Flusswasser, die richtig krass schoene Morgendaemmerung und das geile chinesisch-malayisch-indische Essen auf den floating restaurants haben die Urwald-Erfahrung noch n bisschen abgerundet.
Nach 3 Tagen in Taman Negara hab ich mich im Schlafwagon des wahrscheinlich guenstigsten Zuges der Welt (8 Euro fuer 13 Stunden Fahrt) auf den Weg nach Krabi gemacht. Krabi ist n Staedtchen in Thailand, bekannt fuer die schoenen Straende und die Klettermoeglichkeiten. In der Hochsaison findet man da hunderte Kletterer und Touris, die Spass an den Felsen haben.
Als ich da war, war leider keine Hochsaison -.-
Dafuer war's billiger.
Kurz nach der Ankunft musste ich feststellen, dass Thailaender nur sehr ungerne den Philippinischen Peso annehmen und zu Baht wechseln. Nachdem keine einzige Bank und 2 Geldwechsler meine Pesos nicht wollten und mir auch niemanden nennen konnten, der sie annehmen wuerde, hab ich meine Malaysischen Ringgit verwechselt, die ich in Malaysia mit Pesos getauscht hab - und damit nen Haufen Geld verloren, trotz bestem Wechselkurs der Stadt.
Die 4 Tage in Krabi waren trotz starkem Geldmangel, dem billigsten Hotelzimmer der Stadt und vielen geizigen Thais ziemlich geil. Auch, wenn ich an einem Tag absolut nichts gegessen habe und am Naechsten nur einen grossen Teller Reiszeugs, waehrend ich so viel Sport gemacht habe wie kaum ein ander Mal in meinem Leben - ich brauchte das Geld eben fuer die Rueckreise und wollte 4, nicht 3 Tage dort bleiben.
Auf den Bildern im Picasaalbum oder im Internet koennt ihr euch das Kuestenstaedtchen mit den Felsformationen mal n bisschen genauer angucken, wenn ihr neidisch werden wollt :)
Neben dem ganzen Geklettere und dem Auschillen am Strand gab's noch n paar spezielle Dinge dort: Ne Lagune mitten im Berg und massig Affen. Zu der Lagune musste man den schlammigsten Pfad der Welt ohne Sicherung rauf und runterklettert (nich hoch, aber immer noch nich gerade ungefaehrlich), die Affen sind in riesigen Familien durch die Gegend spaziert. War schon ueberraschend, als mir auf'm Rueckweg zum Hotel ploetzlich ne Familie von ueber 50 Affen auf nem Zaun entgegengelaufen kam. Ganz viele von denen hatten n kleines, suesses Baby am Bauch haengen, n paar waren ziemlich alt und sahen halbtot aus. Und in der Mitte der unuebersehbare Chieftain O.O Krasses Tier. Hab leider kein Foto von ihm gemacht. Zuviel Angst. Da stehen ab und zu Warnungen: man soll den Dingern nich in die Augen schauen, weil sie sonst leicht aggressiv werden koennen. Das Risiko bin ich trotz gezueckter Kamera nich eingegangen.
Wie auch immer: nach den 4 vollgestopften Tagen in Krabi musst ich irgendwie nach Hause (also nach Kuala Lumpur) kommen. Weil ich kein Geld fuer den Zug hatte, musste ich auf Bus umsteigen. Der braucht weniger Zeit, ist gemuetlicher - und komsicherweise auch etwas guenstiger. Leider hab ich am Busbahnhof bemerkt, dass ich auch dafuer nich mehr genug Geld hatte. Was aber nicht an meiner Unfaehigkeit liegt, sondern an den Busanbietern. Die verkaufen das Package an Touris immer etwas teurer. Meine letzten Auswege bestanden also darin, wieder auf Geldwechsler-Suche zu gehen und meinen wertvollen Peso umzutauschen, den Bus selbst zu suchen und das Ticket direkt dort zu kaufen (was in ner Stadt von der Groesse Wiesbadens komplizierter sein kann als gedacht) oder die Ticketverkaeufer um den local Preis anzubetteln. Letzteres hat gluecklicherweise (aufgrund der Mithilfe meiner Traenendruesen in einer 10 minuetigen Diskussion) funktioniert und meinen geschundenen Beinen mehrere Stunden Laufen erspart. Dafuer hatte ich kein Geld mehr fuer n Mittagessen. Fruehstueck und Abendessen am Tag zuvor hatt ich auch schon nich. Also hiess es hungern.
Als wir die Grenze zu Malaysia passiert haben und der Fahrer WIRKLICH, TATSAECHLICH UND UNGELOGEN zu ner ESS-PAUSE um 22 Uhr nochwas angehalten is, wurde mein Magen nach mehr als 28 Stunden wieder mit Futter befuellt. Freudentaumel und Kotzgefuehl wegen Ueberfressen zugleich. Waehrend dem Essen (Indisch, so geil :]) haben die ganzen gefaelschten Flachbildschirme das Deutschlandspiel und die ersten 2 Tore gegen...aehm, England glaub ich, uebertragen. Luxus pur.
Die letzten 5 Tage meines Urlaubs hab ich in Kuala Lumpur verbracht, weil ich kein Geld mehr zum Weiterreisen hatte. Hat sich aber gelohnt. Ich hab bei nem chinesischen Couchsurfer gelebt, dessen Wohnung 20 Minuten von ner geilen Kletterhalle entfernt war, nen public swimmingpool vor der Haustuer stehen hatte und neben dem n Foodcourt mit billigem chinesischem Essen und Staende mit noch billigerem malayischem Essen standen. Und die wichtigsten Attraktionen der Stadt waren alle in unter 30 Minuten zu erreichen. Luxus pur.
Ja ... so war das. Der Urlaub hat mir neben der Entspannung der letzten Tage etwas (vielleicht, hoffentlich, moeglicherweise sogar zukunftsrelevant) Wichtiges gezeigt: was echter Hunger is. Und auch so n bisschen, wie leicht man ne schlechte Laune bekommt bzw. verzweifelt (nich richtig, aber so n kleiner Touch Verzweiflung war's schon), wenn man nix im Magen hat, nich genau weiss, wie man nach Hause kommt, kein Geld hat, nicht Arbeiten kann, um diese Probleme zu loesen und dazu niemanden um sich rum hat, der einem freiwillig hilft oder auch nur in deiner eigenen Sprache mit dir diskutiert. Einen Tag lang hab ich mich darum echt beschissen gefuehlt :>
Und jetz sitz ich wieder in meinem filipinischen governmental Office. N Haufen bekannter, fauler Leute um mich rum, in den sich n paar fleissige Menschen gemischt haben - keiner von denen hat Probleme damit, sich zu ernaehren. Meine filipinischen Freunde - die ich nach 11 (?) Monaten wesentlich besser verstehe als zu Beginn der Journey to the Philippines und andersrum (Kultur-Barriere zerstoert, mwahaha!) - nur wenige Kilometer von mir entfernt; mein grosses Zimmerchen mit den supertollen Sportmoeglichkeiten direkt neben mir; die Kletterhalle ne halbe Stunde entfernt; der (wenn auch ziemlich beschissene) Strand in 20 Minuten zu erreichen; und meine kleine Freundin in nicht einmal 5 Kilometern Entfernung.
Wenn das mal nix is.
Und trotzdem hab ich so langsam aber sicher genug von diesem Land.
Ich glaub, das Leben hier is einfach zu entspannt und simpel fuer nen Stresser wie mich (Scheiss Erziehung!! :-D Immer dieser Leistungsdrang).
Zu wenige neue Reize, keine Herausforderungen (bis auf die, die ich mir selber stelle - weil eben keine Arbeit), die schon fuer einen Monat verschwundene Lernlust, n Lebensstandart (materiell gesehen), den in Deutschland nicht einmal die armen Armen haben muessen, wenn sie nich wollen (obwohl ich mich darin relativ gut fuehle, weil ich nich viel mehr brauche), die fehlenden Freizeitgestaltungsmoeglichkeiten und die fehlende Familie/fehlenden Freunde, mit denen ich mich wegen aehnelnden Normen und Denkweisen trotz Assimilierung besser unterhalten und auseinandersetzen kann als mit den Locals - das alles stoert mich schon so n bisschen, weil ich genau weiss, dass das alles in einem Monat anders aussehen wird und mir hoffentlich n spannenderes Leben bereiten wird, als ich es im Moment habe.
Obwohl ich mich hier richtig gut eingefunden hab, vermiss ich euch Schweine.
Jar. Was fuer eine komplizierte Scheisse ich mir aus meinem simplen Leben manchmal mache :/
Soooo, Eintrag zuende. Naechster kommt demnaechst. Themen: ClimbingComp/Geburtstag und mehr :)
du hörst dich genauso an wie ich. jedes mal, wenn man weg ist, vermisst man sein zuhause und seine freunde. wenn man aber dann erst wieder hier ist, ist es gar nicht so schön wie, wie man es sich vorstellt.
AntwortenLöschenwie du schon gesagt hast, ist der lebensstandard, den du gerade hast, sowieso nicht ausschlaggebend. ich muss dir sagen, das ich den "einfacheren" lebensstandard um einiges bevorzuge, weil die leute besser drauf sind. weil die menschen in solchen ländern soweiso nicht viel haben, spielt der faktor sicherheit (Job, Familie, Auto, ansehensverlust usw...) nicht so hoch. das find ich irgendwie gechillter, die menschen sind offener und nicht so scheu.
und noch was: schreib nie wieder sowas wie "scheiss erziehung". mom hat -wie üblich- den kontext nicht verstanden und hackt die ganze zeit auf diesen zwei wörtern rum! "OH MEIN GOTT, ALEX SAGT, DASS WIR EUCH FALSCH ERZOGEN HABEN, OH MEIN GOTT!!! WAS SOLL ICH TUN? WIR HABEN VERSAGT! UÄÄÄÄÄÄÄ UÄÄÄÄ UÄÄÄÄÄ!!!!!"
also, nächstes mal einfach alles auf die gesellschaft schieben ;)
also homie, bin schon gespannt, was du mir so erzählen wirst. hau rein, ich freue mich schon auf dich - und deinen anus!